Gespräch mit pALS Ivonne Hebbrecht

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Ivonne Hebbrecht lebt in Evergem und ist 70 Jahre alt. Bei ihr hat die Krankheit in 1997 zugeschlagen. Am Tag an dem ich Ivonne besuche, treffe ich auBer ihren Ehemann auch den Präsidenten der örtlichen Abteilung Gesundheitsvorsorge sowie seine Ehefrau. Sie geben vom Anfang unseres Gesprächs an was für eine außergewöhnliche Frau Ivonne ist. Jahrelang hat sie sich als freiwillige verpflichtet für alle mögliche Assoziationen  und jeden Tag begegnete man ihr im Dorf, unterwegs nach  der einen oder anderen Wohltätigkeit. Jetzt ist sie selber hilfebedürftig aber sie hat den Mut nicht aufgegeben und versucht das beste daraus zu machen. 
Es ist nicht klar wann die Krankheit sich bei ihr gemeldet hat, weil sie zur gleichen Zeit Eierstockkrebs hatte und sich bis zu zehnmal operieren lassen mußte um Drüsen zu entfernen. Nach der letzten Operation sind weitere Probleme dazugekommen und begann ihr Zustand zu verschlechtern. Laut dem Präsidenten der Gesundheitsvorsorge war Ivonne zu der Zeit ‘das Prunkstück der Professoren weil sie über alles reden konnte, was in einem menschlichen Körper schief gehen kann.’  
Er betont jedoch wie sehr Ivonne sich weiter engagierte im Rahmen von wohltätigen Zwecken wie Gesundheitsvorsorge, Kind und Familie und das Rote Kreuz. Wenn beim Waffeln backen 3000 Waffeln gebacken werden, hat sie mitgeholfen. 
Allmählich versagten ihre Beine, stolperte sie des öfteren und stürzte sie mit dem Fahrrad. Von ALS hatte sie noch nie gehört aber ein konsultierter Neurologe an der Universität von Gent erzählte ihr an welcher Krankheit sie litt. Als der Professor ihr eine Überlebenschance von 5 bis 10 Jahren vorhersagte, antwortete sie sofort daß sie sich für 10 Jahre entschloß. Ihre Philosophie lautet Schwierigkeiten nicht  nachgeben zu wollen und die Fakten anzunehmen als das was sie sind. Dank der Unterstützung und Liebe ihres Ehemannes - ‘ein goldener Gatte’ - übersteht sie den Tag und unternimmt regelmäüig kurze Ausflüge.

Vor einigen Wochen war ihre Lage jedoch wenig beneidenswert. Wegen der Probleme beim schlucken war sie dreißig Kilo abgemagert und hat sie sich stark verschlechtert. Darum wurde eine Magensonde gelegt, die ihr erneut Kraft und Lebensmut erteilt hat. Wegen einem Dekubitus sitzt Ivonne oft im Sessel mit einem Luftkissen, sie liest viel und verwendet einen Sprachcomputer der ALS-Liga um klarzustellen was sie sagen möchte. Während eines Besuches am ALS-Sekretariat in Leuven wurden ihr die Zielsetzungen und die Möglichkeiten der Liga erklärt sowie die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel. Dank der Liga besitzt Ivonne jetzt eine Gehhilfe und ein elektrischer Rollstuhl. Ihre Arme bewegt sie noch reibungslos, aber weil sie ein Fallfuß hat, trägt sie ein Verschluß um den Fuß. Zuhause und im Garten tritt sie mit der Gehhilfe und im Rahmen von kleinen Ausflügen mit dem Auto wurde der Rollstuhl mitgenommen. Vor einem Monat ist sie sogar noch bis nach Lourdes verreist.  
Was ihr am schwersten fällt, ist die Tatsache daß sie nicht mehr sprechen kann. Ihr Ehemann versteht meistens was sie sagen möchte und ist immer in ihrer Nähe um sie zu helfen. Hier wird es klarer wie wichtig die Aufgabe anderer Familienmitglieder ist und wie es ihnen gelingt das schwierige Leben eines pALS zu erweichen und angenehmer zu machen. Denn beim Ausbruch der Krankheit verändert auch ihr Leben sich. 
- Bruni Mortier

 

 

 

Übersetzung: Eric Kisbulck
Quelle: Newsletter 152 – April, Mai, Juni

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