Zebrafisch weist den Weg zur Entwicklung neuer Therapien für Amyotrophe Lateralsklerose

28-08-2012

Leuven-Forscher (VIB/KU Leuven) nutzen den Zebrafisch als Modell, um nach Genen zu suchen, die bei der Entstehung der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) eine Rolle spielen. 
Sie identifizierten ein neues Zielmolekül, auf dem eine zukünftige Therapie für die Behandlung von ALS zugreifen könnte. ALS ist eine zunehmend lähmende Erkrankung und bisher völlig unheilbar. Diese Studie erscheint in der führenden Fachzeitschrift Nature Medicine.

Amyotrophe Lateralsklerose oder ALSALS ist eine progressiv lähmende Krankheit. Bei einem Patienten mit ALS degenerieren die Nervenzellen die zu den Muskeln führen. Infolgedessen verlieren die Patienten die Kontrolle über ihre Muskeln. Es kommt zur vollständigen Lähmung, aber die Patienten behalten die geistige Fähigkeit. Bei dieser schwerwiegend degenerative Krankheit mit enormen medizinisch-sozialen Auswirkungen bleibt der Mechanismus der Entstehung ungeklärt. Die Krankheit ist bisher nicht heilbar.

Der Zebrafisch als ModellDas Forschungsteam von Wim Robberecht entwickelte mit dem Zebrafisch ein einzigartiges Modell für ALS. In diesem Zebrafisch-Modell suchen die Wissenschaftler nach Genen, die die Krankheit verschlimmern, oder heilen.
Annelies Van Hoecke, Wim Robberecht und Kollegen identifizierten den Rezeptor EphA4 als genetischer Faktor, der das ALS-Krankheitsbild im Zebrafisch verändert. Das Ausschalten des Rezeptors in diesen Tieren führt zum Verschwinden der Krankheit, und in Mausmodellen führt die Blockade zu einer deutlichen Verbesserung der Lebenserwartung. Ausserdem zeigt die Studie dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Expression des Rezeptors EphA4 und der Schwere der Erkrankung. 
ALS-Patienten, die diesen Rezeptor nur begrenzt exprimieren, entwickeln die Krankheit später und haben eine bessere Lebenserwartung im Vergleich zu ALS-Patienten, bei denen viele EphA4-Rezeptoren exprimiert werden. Darüber hinaus fanden sie heraus, dass EphA4 verhindert, dass sich Nervenzellen von Schäden erholen, und dass es genau jene Zellen sind, die sehr empfindlich auf ALS reagieren, die einen Großteil dieses Rezeptors exprimieren.
 

Proof-of-concept studieDiese Studie ist vielversprechend und beweist, dass kleine Modellorganismen wie Zebrafische bei der Suche nach einer Therapie für ALS wertvoll sein können. Sie zeigt auch, dass Moleküle, die für die Entwicklung des Nervensystems essentiell sind, auch eine Rolle bei der Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen im Erwachsenenalter spielen können. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Blockierung von EphA4 einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf von ALS hat, so dass dieser Rezeptor ein Zielmolekül für ein zukünftiges ALS-Medikament sein könnte.  Natürlich ist es noch ein langer Weg, bis ein solches Medikament bei Patienten eingesetzt werden kann.

Fragen
Da diese Recherche viele Fragen aufwerfen kann, möchten wir Sie hinweisen auf die E-Mail-Adresse  die VIB hierfür zur Verfügung stellt. Wer Fragen zu dieser medizinischen Forschung hat, kann sich an patienteninfo@vib.be wenden.

Relevante wissenschaftliche Publikation

Die Forschung erscheint in der führenden Fachzeitschrift Nature Medicine (Van Hoecke A et al., EPHA4 is a disease modifier of amyotrophic lateral sclerosis).

Forschungsteam

Diese Forschung wurde im Labor von Wim Robberecht im VIB Vesalius Research Centre, KU Leuven durchgeführt.

Finanzierung

Diese Forschung wurde unter anderem von der Thierry Latran Foundation for ALS Research, der ALS League Belgium, der Association Belge contre les maladies neuromusculaires, IAP, FP7, Packard Center for ALS Research, FWO, KU Leuven und VIB finanziert.

 

Übersetzung: Marijke Praet
Quelle: VIB

Nature Medicine: Figure 4 - Klik hier

Artikel Nature - Klik hier


Leuvens ALS-onderzoek op zebravissen.pdf


Nieuw gen gelinkt aan mate van ernst bij ALS.pdf

Potentieel doelwit voor ALS therapie - Klik hier

Bezoek van de ALS Liga aan het laboratorium - Klik hier

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